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Schichtdienst und Kinderbetreuung – über die Suche nach einer Tagesmutter

Als meine Erstgeborene ein Jahr alt war, habe ich angefangen 50 Prozent Teilzeit zu arbeiten. Bevor es so weit war, gab es aber ein Problem: Wer kümmert sich in dieser Zeit um unser Kind? Denn Papa und Mama arbeiten im Schichtdienst.

Schichtdienst und Kinderbetreuung – wie lässt sich das vereinbaren?

Mein Mann ist Arzt, ich bin Krankenschwester. (Jawohl, wir bedienen seit 6 Jahren voll das Klischee)
Mein Mann muss morgens um 6:15 das Haus verlassen, ich je nach Dienst eine Stunde früher.
Und auch abends hätten wir ein Problem. Wenn ich Spätdienst mache, dann gehe ich zwar erst um 12 Uhr aus dem Haus, komme aber nicht vor 22 Uhr nach Hause. Und mein Mann kommt so gut wie nie pünktlich aus dem OP.
„Tut mir leid, wir müssen morgen weiteroperieren, meine Tochter wartet.“, ist natürlich eine undenkbare Aussage.
Dazu kommen Überstunden, Rufdienste und Bereitschaftsdienste.
Um es kurz zu machen: Kein Kindergarten hat solche Öffnungszeiten. Zumindestens kenne ich keinen.
Was also war unsere Alternative? Familie wie Oma und Opa fiel aus diversen Gründen auch aus.

Die Rettung – eine Tagesmutter

Nach etwas Recherche stieß ich dann auf die Lösung: Eine Tagesmutter musste her.
Bei Familie und Freundeskreis stieß ich auf Skepsis. Eine Tagesmutter? Hast du dir das gut überlegt? Da hört man doch nichts Gutes. Willst du dein Kind wirklich einer fremden Frau anvertrauen?
Ja, denn was blieb uns übrig? Klar, ich hätte daheim bleiben können, aber ich wollte ja wieder arbeiten.

Also wandte ich mich an die zuständige Behörde, bei uns ein Tageselternverein. Ich schilderte die Situation, was wir für eine Tagesmutter suchen und bekam auch sofort eine Empfehlung.
Nach kurzer Zeit standen wir zu dritt vor der Tür um unsere zukünftige Tagesmutter kennenzulernen.

Auf die Euphorie folgte Ernüchterung

Die Ernüchterung kam wie ein Schlag in die Magengrube. Als der Kennenlerntermin vorbei war und ich mit meinem Baby im Arm das Haus der Tagesmutter verließ, kullerten mir die Tränen nur so die Backe runter.
Nie, nie, niemals wollte ich dieser Frau meine Tochter anvertrauen. Alles war furchtbar schrecklich gewesen. Die ganzen Vitrinen voller Porzellanpuppen, die alte Einrichtung, ihre langen künstlichen spitzen Fingernägel, ihre stumpfe Dauerwelle, ihr Raucherlachen, einfach die ganze Art, die ganze Wohnung, ja alles was ich gesehen und gehört hatte ließ mir einen kalten Schauer über den Rücken laufen.

Und jetzt?

Wir waren verzweifelt, wendete uns erneut an den Tageselternverein. Und wir hatten Glück. Eine recht neue Tagesmutter wollte unsere Tochter gerne betreuen. Wieder hatten wir einen Termin, wieder standen wir vor der Tür einer Tagesmutter.
Und diesmal war alles anders. Eine freundliche, helle, modern eingerichtete Wohnung und eine gepflegte, liebevolle Frau begrüßte uns. Ich war sofort begeistert und bin es bis heute.

Die weltbeste Tagesmutter

Unsere Tagesmutter ist das Beste was uns passieren konnte. Sie bastelt und kocht mit den Kindern, sie geht spazieren, singt, musiziert, kuschelt, tröstet, liebt, pflegt, erzieht und tut alles um ihnen eine gute Ersatzmutti zu sein.
Immer wieder schickt sie Bilder um uns zu zeigen was unsere Kinder gerade machen. Und obwohl ich im Moment mit meiner zweiten Tochter in Elternzeit bin, geht meine Große weiterhin dreimal wöchentlich zu ihrer Tagesmutter.
Ab Oktober, wenn sie 3 Jahre alt ist, wird sie in den Kindergarten wechseln. Wir werden schauen wie wir dann alles regeln. Aber eines ist sicher: unsere weltbeste Tagesmutter bleibt uns erhalten, denn das Babymädchen wird auch zu ihr gehen, wenn sie ein Jahr alt wird.

Wie finde ich eine Tagesmutter?

Als primäre Anlaufstelle würde ich definitiv die Jugendämter empfehlen. Diese führen eine Liste über Tagesmütter aus der Region, die ständig aktualisiert und erweitert wird. Das Jugendamt kann so auch direkt auf die Wünsche wie benötigte Betreuungszeiten und Flexibilität eingehen. Außerdem haben alle Tagesmütter vom Jugendamt eine Qualifizierung und werden regelmäßig überprüft.
Ansonsten ist das Internet dein Freund und Helfer. Viele Seiten wie betreut.de oder hallobabysitter.de verfügen über ein großes Angebot an Tagesmüttern. Persönlich habe ich damit aber keine Erfahrungen.
In jedem Fall gilt: rechtzeitig kümmern, denn eine Tagesmutter betreut in der Regel nur 3-5 Kinder, die Plätze sind also beschränkt.

Was kostet eine Tagesmutter?

Das kann man pauschal nicht sagen. Von 5-12 Euro die Stunde habe ich schon alles gehört.
Es kann auf die Region, die Betreuungszeiten und auf das Einkommen der Eltern ankommen. Wenn man eine Tagesmutter über das Jugendamt findet, gibt es staatliche Zuschüsse, die auch einkommens- und bundeslandabhängig sind.
Darüber sollte man sich vor Ort informieren.
Selbst wir bekommen unsere Tagesmutter bezuschusst.

Worauf sollte ich bei einer Tagesmutter achten?

In erster Linie vor allem auf das eigene Bauchgefühl. Bestehen Zweifel beim Kennenlernen, dann sollte man es lieber lassen. Keiner hat was davon das Kind mit Bauchschmerzen abzugeben.

Fragen die ich mir im Vorfeld gestellt habe:

  • Ist die Wohnung sauber?
  • Ist die Einrichtung kindgerecht? (Glasvitrinen mit tausend Porzellanpuppen gehören für mich nicht dazu)
  • Hat die Tagesmutter ein gepflegtes äußeres? (aber keine 5cm langen Kunstnägel)
  • Wie geht die Tagesmutter mit meinem Kind beim ersten Treffen um? Ist sie zu übergriffig oder nimmt sie gar keinen Kontakt auf?
  • Wie ist der Tagesablauf während der Betreuungszeit?
  • Welche Aktivitäten macht die Tagesmutter mit den Kindern?
  • Und vor allem: Ist mir die Tagesmutter sympathisch und kann ich mir vorstellen mein Kind bei ihr zu lassen?

 

Eine passende Tagesmutter zu finden kann eine Mammutaufgabe sein. Nicht zu wissen wohin mit dem Kind während der Arbeitszeit, eine nervenzerreißende Angelegenheit. Für uns hat es sich gelohnt. Deshalb ein Hoch auf alle Tagesmütter, die ihren Job mit viel Liebe und Herzblut machen. Danke das es euch gibt.

 

Herzlichst, eure kleinliebchen

Ich freue mich über euer Feedback!