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Vorstellung versus Realität – Wie ich mein kinderloses Ich heute auslache

So als unbedarfte junge Frau mit mehr oder weniger stark ausgeprägten Kindenwunsch erlebt man ja immer wieder Situationen im Alltag mit fremden Kindern die einem ganz klar suggerieren: Ich mache das als Mama bestimmt alles mal ganz anders. So wird mein Kind nicht. Das ist alles eine Frage der Erziehung. Wieso zum Teufel haben diese Eltern ihre kleine Nervensäge nicht im Griff?
Heute könnte ich manchmal vor Scham im Boden versinken und würde mich für meine bösen Gedanken gerne bei der ein oder anderen Mama entschuldigen. Vorstellung versus Realität. Heute lache ich mein kinderloses Ich von früher einfach nur aus.

Vorstellung versus Realität

Wollt ihr wissen welche Vorstellungen ich ohne Kinder so hatte? Und was heute mit zwei Kindern daraus geworden ist? Bitteschön, hier meine Top 5.

Vorstellung:

Mein Kind wird vor dem ersten Lebensjahr definitiv keinen Zucker bekommen und danach höchstens einmal pro Woche. Oder zu ganz besonderen Anlässen.

Realität:

Ich glaube meine Tochter war ungefähr 9 Monate alt, als sie zum ersten mal an Eis geschleckt hat. Ab diesem Zeitpunkt hat sich ihr war ihr Geruchssinn auf Zuckerhaltiges programmiert.

Kennt ihr das Buch „Das Parfum“ von Patrick Süskind? So ungefähr muss man sich das vorstellen. „Ich…….rieche……Zucker…..“, und ihre Nase folgt diesem süßlichen Duft, bis sie die Quelle ihres Verlangens gefunden hat. Dieses kleine Wesen findet wirklich jede noch so gut versteckte Schokoladentafel.
Auch dann wenn sich Mama mit einem Schokoriegel im Bad eingeschlossen hat. Dann hämmert sie an die Tür und ruft: „Ich will auch Schokolade.“ Gruselig.

Vorstellung:

Frühstens mit drei Jahren darf mein Kind abends mal das Sandmännchen schauen. Aber nur das Sandmännchen. Tablet und Handy sind verboten.

Realität:

Sandmännchen? Was ist das? Interessiert meine Tochter nicht. Dafür steht Peppa Wutz ganz hoch im Kurs. Und sie ist zwei. Gerade morgens, wenn ich die kleine Babyschwester für den Tag startklar mache (sprich waschen, anziehen und stillen), dann erwische ich mich immer wieder dabei wie ich der Großen auf dem Tablet schnell eine Folge Peppa Wutz anmache, um ungestört das Baby versorgen zu können. Es ist einfach leichter für mich, wenn ich mich im morgendlichen Stress vorübergehend nur auf ein Kind konzentrieren muss. Und manchmal, wenn ich in Ruhe meinen ersten Kaffee genießen will, darf sie noch eine zweite Folge schauen. Vielleicht sollte ich daran arbeiten. (Räusper)

Vorstellung:

In der Öffentlichkeit wird sich mein Kind benehmen und auf mich hören. Schließlich bin ich die Erwachsene und auf mich wird gehört. Wo kommen wir denn sonst hin?

Realität:

Alles eine Frage der Erziehung, oder? Von wegen. Ich empfinde mich ja schon als eher streng. Trotzdem beeindrucken meine Zweijährige sämtliche Drohungen im Einkaufsladen eher wenig.

Da wird weggerannt, es werden Kekse aus den Regalen gefischt und lautstark geschrien wenn es die gewünschte Schokolade nicht gibt. Während Mama sich vor Peinlichkeit am liebsten in Luft auflösen würde, schreit Junior nur noch lauter. Die Schokolade gibt es trotzdem nicht. Da bleib ich hart. Wo wir schon beim nächsten Punkt wären.

Vorstellung:

Ich bin die Erwachsene und diskutiere nicht mit einem Kind. Wenn ich etwas sage, dann wird das auch so gemacht.

Realität:

Ich schenke meiner Tochter Wasser in einen Becher ein.
Sofort lautstarker Protest: „Nein Mama, nicht den grünen Becher,  Ich will den rosa Becher!“
„Ich habe das Wasser jetzt aber schon in den grünen Becher gefüllt, es ist doch egal aus welchen Becher du trinkst. Komm, nimm doch den grünen Becher.“
„Nein, rosa. Rosa Becher Mama.“
Seufzend schütte ich also den Inhalt vom grünen in den rosa Becher. Mein Kind hat gewonnen.

Ich habe gelernt das ich bei solchen kleinen Wünschen nachgeben kann und hebe mir meine Energie für die wirklich wichtigen Dinge auf. Diskussionen gewinnen lohnt sich bei solchen Kleinigkeiten nicht. So hat die Kleine das Gefühl auch mal der Bestimmer zu sein und ich bestimme dann wieder bei den wichtigen Sachen.

Vorstellung:

Haushalt und Kind? Was kann daran schon so schwer sein? Als wäre Hausfrau sein ein echter Job. Worüber die sich immer beschweren…

Realität:

Die Wäsche stapelt sich, der Küchenboden müsste mal wieder gefegt werden und was machen eigentlich die ganzen Gläser auf dem Tisch? Ach ja, die Spülmaschine ist noch nicht ausgeräumt. Tja, Hausfrau und Mutter zu sein ist ein Fulltimejob. Das habe ich mit zwei Kindern wirklich gelernt. Die Woche hat oft nicht genug Tage um alles zu schaffen.
Warum das so ist? -Ich weiß es nicht. Die Zeit rennt nur so dahin. Das Aufräumen ist nie beendet, fängt man irgendwo an und arbeitet sich weiter sieht es nach kurzer Zeit am Anfang wieder genauso schlimm aus wie vorher.

So lange es dauert bis eine Wäscheladung in der Waschmaschine sauber ist, so schnell hat sich auch ein neuer Stapel an Schmutzwäsche gebildet. Das Baby hat sich und die Mama vollgespuckt während die Große sich den Orangensaft über ihren Pullover geschüttet hat. Und weil der Papa nichts anderes gefunden hat, hat er mit dem größtmöglichen Handtuch den Boden saubergewischt. Fulltimejob, sag ich doch.

Vorstellung versus Realität. Ich habe mir den Mamajob wirklich deutlich einfacher vorgestellt. An so gut wie keinem Vorhaben konnte ich festhalten. Kinder zu versorgen ist einfach nicht einfach. Manchmal ist es Bequemlichkeit, manchmal der Zeitfaktor und fast immer ist es das Leben was mir einen Strich durch die Rechnung macht.

Und hier kommt sie, meine Entschuldigung an all die Mütter und Väter, die ich immer vorverurteilt habe. Es tut mir leid. Manchmal muss man einen Weg erst selber gehen um zu begreifen wie steinig er sein kann.

Wie waren eure Vorstellungen vom Leben mit Kindern? Seid ihr auch etwas blauäugig an die Sache rangegangen, oder ward ihr weniger naiv als ich?

Herzlichst, eure kleinliebchen

 

Zu Peppa Wutz habe ich übrigens hier einen lustigen Beitrag geschrieben.

 

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Susi

    Genauso! War es bei mir auch. Ich kann alle Punkte unterschreiben und habe genauso gedacht, bei allem was du geschrieben hast und auch heute noch erwische ich mich manchmal bei dem Gedanken, dass ich das mit zwei Kindern (aktuell haben wir nur eins) gaaanz anders machen werde, wie die anderen ?
    Immerhin klopfte ich mir in Gedanken dann gleich selbst auf die Finger.

Ich freue mich über euer Feedback!