„Finn-Ruben, daaaas macht maaaan aber nicht.“, höre ich die Mutter zu ihrem Sprössling sagen. Dazu schüttelt sie langsam mit lächelnden Gesicht ihren Kopf gefühlte zwei Millimeter hin und her.
Wir befinden uns auf einem Spielplatz und ich frage mich, ob Finn-Ruben jetzt eigentlich genauso verwirrt ist wie ich. Ist das tatsächlich ihr Gesichtsausdruck für Missfallen? Oder lächelt Finn-Rubens Mama jetzt, weil sie sich freut, das ihr fünfjähriger Sohn einem anderem Kind eine Fuhre Sand ins Gesicht geklatscht hat?
Ich tippe auf zweiteres und auch Finn-Ruben schmeißt ziemlich unbeeindruckt noch eine Handvoll Sand in Richtung seines gleichaltrigen Freundes. Dabei schaut er seine Mutter provozierend an, die ist aber schon wieder in ihr Buch vertieft.
Vor meinem geistigen Auge sehe ich Finn-Ruben, wie er in ein paar Jahren sein wird. Bei der Vorstellung graut es mir.
Laissez-Faire – Kinder ohne Regeln oder Grenzen
Ich kann so eine (Nicht-)Erziehung einfach nicht verstehen. Laissez-Faire nennt man das wohl. Oder permissive Erziehung. Es ist jedenfalls eine Erziehung, bei der sich die Eltern stark zurückhalten. Es gibt so gut wie keine Regeln oder Grenzen, das Kind soll sich entfalten können ohne die ständige Einmischung Erwachsener. Finn-Ruben entfaltet sich, er ist nämlich dazu übergegangen seine Kleidung auszuziehen und bei 5 Grad Außentemperatur fast nackt im Sandkasten zu spielen. Aus dem Augenwinkel beobachte ich seine Mutter. Die hat sich von ihrem Buch abgewendet. Ich sehe ihren Mundwinkel zucken, während Finn-Ruben sie halbnackt anstarrt. Jetzt wird sie was sagen, denke ich so bei mir, aber da verzieht sich ihr Mund schon wieder zu dem gekünstelten Lächeln.
Im Stillen bewundere ich ein bisschen ihre Nerven. Meine wären schon mit mir durchgegangen.
Ich treffe immer mehr Finn-Rubens in meinem Alltag. Kinder, die wie Pippi Langstrumpf leben. „…ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt…“
Pippi Langstrumpf lässt grüßen
Kinder die ihre Erzieher mit „du Blödmann“ beschimpfen, die bei Minusgraden nur mit einem Herzchenpullover durch die Straßen laufen oder die jedes Gespräch zwischen Erwachsenen unterbrechen.
Und dann sind da die Eltern. Die ihre Kinder wie gleichwertige Partner behandeln. Die mit ihren Kindern alles ausdiskutieren. Oder die gar nicht diskutieren, sondern die Kinder alles machen lassen was sie wollen. Die ihnen jeden Wunsch von den Augen ablesen.
Ich bin kein Freund von Schubladendenken und so halte ich es auch bei der Erziehung. Aber mit der Laissez-Faire-Erziehung stehe ich auf Kriegsfuß.
Kennt ihr Shopping Queen? Da sagt Guido Maria Kretschmer immer so Sachen wie: „Die Hose tut nichts für sie.“
So geht es mir mit der Laissez-Faire-Erziehung. Sie tut einfach nichts für Kinder. Und ich finde Kinder die so erzogen sind schaden auch ihrem Umfeld. Finn-Rubens kleiner Freund vergisst sicher nicht so schnell den Geschmack von Sand im Mund.
Sorgt Erziehung für verletzte Kinderpsychen?
Ich frage mich immer warum manche Eltern ihre Kinder Nicht-Erziehen. Da liest man von kaputten Kinderseelen, verletzten Kinderpsychen und Gleichberechtigung. Aber haben wirklich Generationen von Menschen einen Dachschaden weil sie mal ein „Nein“ gehört haben? Weil sie Regeln und Grenzen erfahren haben? Und wieso sollte ein Kind gleichberechtigt sein? Das geht meiner Meinung nach sowieso nicht. Kinder können viele Situationen einfach noch nicht einschätzen. Es gibt Momente in denen Eltern bestimmen müssen. Und das ist doch auch gut so.
Oder geht es in Wirklichkeit gar nicht um die Kinder? Machen es sich die Erwachsenen vielleicht einfach, indem sie ihre Kinder entscheiden lassen, um sich nicht mit unangenehmen Situationen auseinandersetzen zu müssen? Vielleicht haben Sie Angst ihre Kinder könnten sie weniger lieben wenn sie auch mal streng sind.
Ich weiß es nicht, aber ich glaube man tut seinen Kindern keinen Gefallen damit. Kinder brauchen einen Kreis aus Grenzen und Regeln, innerhalb dem sie sich entfalten können. Eine Art Sicherheit, bis hier kann ich gehen, nicht weiter, sonst schade ich vielleicht mir und/oder anderen.
Laissez-Faire geht gar nicht
Manchmal ist es in Ordnung „lasch“ zu sein. Ich bin nicht für eine absolut autoritäre Erziehung. Meine Kinder dürfen auch mal Pipi Langstrumpf sein. Aber nie Finn-Ruben. Denn ich hätte Angst davor was das aus ihnen machen würde. Später, wenn sie erwachsen sind.
Wenn sie auf sich alleine gestellt sind, sich an Regeln halten müssen, Grenzen erfahren, weil die Welt nicht eine große Villa Kunterbunt ist.
Laissez-Faire geht für mich gar nicht. Zumindest nicht ausschließlich. Vielleicht liest das hier die Mutter von Finn-Ruben. Und beim nächsten Ausflug auf den Spielplatz setzt sie mal ihren strengen Gesichtsausdruck auf. Würde dem kleinen Bengel sicher gut tun.
Herzlichst, eure kleinliebchen
Übrigens: Sollte dass hier eine Mutter lesen, deren Kind Finn-Ruben heißt, möchte ich mich für meine Namenswahl entschuldigen. Aber nur, wenn er nicht Laissez-Faire erzogen wird. 🙂