Mein Kind macht nur Unsinn. Dachte ich zumindest bisher immer. Vor ein paar Wochen war ich gerade dabei das Mittagessen zuzubereiten, als ich mit mit voller Wucht mein Schienbein an der offenen Geschirrspültür anstieß. Meine Tochter hatte diese mal wieder aufgemacht, dabei hatte ich ihr schon gefühlt tausend mal gesagt sie soll die Finger vom Geschirrspüler lassen. Während ich mich noch vor Schmerz fluchend um mein Schienbein kümmerte, hörte ich plötzlich Geräusche aus dem Schlafzimmer. Das Baby machte sich bemerkbar, was komisch war, denn ich hatte die Kleine erst vor kurzem endlich zum einschlafen gebracht.
Dort angekommen traf mich fast der Schlag. Meine Große hatte sämtliche Regale und Schubladen ausgeräumt, alles lag auf dem Boden verteilt. Und mit dem Krach hatte sie auch die Kleine geweckt. Warum macht mein Kind nur Blödsinn?
Ich war so wütend und schickte meine Tochter auf ihr Zimmer. Ich konnte sie in den Moment einfach nicht mehr sehen.
Wie ein begossener Pudel trottete sie dann in ihr Zimmer.
Wenn der Unsinn Sinn ergibt
Nach zwei Minuten ging ich zu ihr um mit ihr zu reden. Ich fragte sie warum sie so ein Chaos gemacht hat. Die Antwort verblüffte mich:
„Mama hat ein Aua. Hab ein Pflaster gesucht.“
Das schlechte Gewissen stand mir sicher ins Gesicht geschrieben.
Warum ich das erzähle?
Ich habe in meinem Stress und meiner Wut nur das Chaos und das unzufriedene wache Baby gesehen. Meine Tochter wollte aber keinen Blödsinn machen und das Baby nicht aufwecken, sondern mir helfen und ein Heftpflaster bringen.
Gestern hat sie eine komplette Klopapierrolle im Wohnzimmer verteilt. Bevor ich etwas sagen konnte, hat sie mir schon erklärt das ihre kleine Schwester gespuckt hat und sie ihr den Mund sauberwischen wollte. Ihre Händchen haben das aber noch nicht so geschafft, deshalb lag das Klopapier im ganzen Raum verteilt.
Hätte sie es nicht erklärt oder erklären können, dann hätte ich wieder nur ein Kind gesehen, das Unsinn macht und mich darüber geärgert. Natürlich musste ich trotzdem beim Aufräumen helfen, egal aus welchem Grund mein Kind das Klopapier verteilt hat, aber ich ärgerte mich nicht darüber.
Es sind sicher nicht immer solche „edlen Taten“ die unsere Kinder im Sinn haben wenn sie mal wieder etwas anstellen, aber der Punkt ist, sie haben etwas im Sinn. Kinder machen Dinge nicht mutwillig kaputt oder machen Blödsinn um uns zu ärgern, sondern sie haben ihren eigenen Plan.
Die weiße Wand sieht bunt bemalt vielleicht schöner aus, Papa hat doch auch schon mal eine Wand mit Farbe angemalt.
Die gesamte Spielzeugkiste musste ausgeschüttet werden, weil gerade ein wichtiges Spielzeugauto gesucht wurde.
Ich versuche mittlerweile wirklich oft erst einmal tief durchzuatmen um mich in das Köpfchen meiner Tochter hineinzuversetzen, wenn sie mal wieder etwas angestellt hat.
Das gelingt mir mal besser und mal schlechter.
Natürlich werde ich nicht immer verstehen warum sie sich jetzt so und so verhalten hat, aber ich weiß, es war sicher nicht um mich zu ärgern.
Das Ziel was ein Kind in seiner eigenen kleinen Welt mit bestimmten Verhaltensweisen erreichen will, ist für es selber immer von oberster Priorität und zielt nicht darauf ab, jemanden zu ärgern.
Wenn wir uns das als Eltern klar machen, dann werden wir gelassener mit solchen Situationen umgehen. Was nicht bedeuten soll, das man einem Kind nichts mehr verbieten darf.
Erinnert ihr euch noch an die offene Geschirrspültür vom Anfang des Beitrags?
Später an dem Tag habe ich gesehen das meine Große ihren Zahnputzbecher reingestellt hatte. Der war nämlich schmutzig.
Herzlichst, eure kleinliebchen